Bafin gegen Cake Defi – Streit wegen fehlender Lizenz in Deutschland
Julian Hosp, CEO von Cake Defi im Interview
Die deutsche Finanzaufsicht Bafin hat Anfang 2022 Ermittlungen gegen das Krypto-Projekt Cake Defi von Julian Hosp eingeleitet. „Die Inhalte auf der von der Cake Pte. Ltd. betriebenen Webseite cakedefi.com rechtfertigen die Annahme, dass die Gesellschaft unerlaubt Bankgeschäfte bzw. Finanzdienstleistungen in Deutschland betreibt“, teilte die Behörde in einer Pressemitteilung mit. Gleichzeitig machte die Bafin darauf aufmerksam, dass das in Singapur ansässige Krypto-Unternehmen keine nach dem Kreditwesengesetz erforderliche Erlaubnis zum Betreiben von Bankgeschäften oder Erbringen von Finanzdienstleistungen besitze. Als Reaktion darauf hat Cake Defi am 9. Februar 2022 die deutsche Sprache von der Firmenwebsite entfernt. Darüber hinaus teilte das Unternehmen am 7. März mit, dass man dabei sei, eine Krypto-Lizenz in der EU zu beantragen. Im Rahmen eines Interviews mit dem Cake Defi CEO Julian Hosp haben wir die Hintergründe dieser Auseinandersetzung erfragt und wollten wissen, wie die Krypto-Anlagen der Kunden derzeit geschützt sind.
11.03.2022
Herr Hosp, was genau macht Cake Defi?
Cake DeFi ist ein Fintech-Unternehmen mit Sitz in Singapur, das 2019 von den Krypto- und Blockchain-Veteranen Dr. Julian Hosp und U-Zyn Chua gegründet wurde.
Cake DeFi ist eine hochtransparente und einfach zu bedienende Plattform, die es den Usern ermöglicht, ein regelmäßiges Einkommen aus ihren Kryptowährungen zu verdienen, ohne sie dabei verkaufen zu müssen. Die Produkte beinhalten Lending, Staking und Liquidity Mining.
Wo ist Cake Defi angesiedelt?
Cake DeFi hat seinen Sitz in Singapur und agiert unter den örtlichen Vorschriften und Gesetzen, wie beispielsweise dem singapurischen Datenschutzgesetz und dem Personal Data Protection Act.
Auf welcher gesetzlichen Grundlage operiert derzeit Cake Defi? Welchen regulatorischen Rahmenbedingungen ist Ihr Unternommen derzeit unterworfen?
Cake DeFi bewirbt sich derzeit um die Lizenz für Zahlungsdienstleister in Singapur. Bis zur Genehmigung unseres Lizenzantrags wurde uns eine Ausnahmegenehmigung zur Fortführung unserer Geschäftstätigkeit erteilt. Außerdem sind wir ständig darauf bedacht unsere Kunden bestmöglichst zu schützen und denken in diesem Zusammenhang auch über eine Ausweitung unserer Lizenzen nach.
Wie sind derzeit die Anlagen der Kunden geschützt?
Cake DeFi ist ein Unternehmen, das in Sachen Transparenz nicht nur redet, sondern auch handelt. Aus diesem Grund praktiziert Cake DeFi eine klare Trennung der Vermögenswerte, wobei die Vermögenswerte der Kunden von den Betriebskonten von Cake DeFi strikt getrennt gehalten werden.
Als Teil unseres Tranzparenzversprechens und unseres allgemeinen Verhaltens- und Ethikkodex haben wir besondere Sicherheitsvorkehrungen getroffen, um sicherzustellen, dass keine Kundengelder missbrauchen werden können.
Ferner benutzen wir derzeit die BitGo Custody Wallet-Lösung für alle User-Wallets, wie auf der Cake DeFi Seite zu sehen ist. Als hoch angesehener und vertrauenswürdiger Dienstleister bietet BitGo eine der sichersten Krypto-Wallets in der Branche. Dies bedeutet, dass sowohl für Unternehmens- als auch für User-Guthaben eine Mehrfachsignatur (Multisig) erforderlich ist. Alle Krypto-Bewegungen erfordern eine Multisig-Genehmigung durch das Management-Team von Cake DeFi.
Die deutsche Regulierungsbehörde Bafin hat Anfang Januar mitgeteilt, dass die “Inhalte auf der von der Cake Pte. Ltd. betriebenen Webseite cakedefi.com die Annahme rechtfertigen, dass die Gesellschaft unerlaubt Bankgeschäfte bzw. Finanzdienstleistungen in Deutschland betreibt“. Wie ist diese Aussage zu verstehen? Was genau wird beanstandet?
Krypto-Dienstleistungen sind mittlerweile erlaubnispflichtige Geschäfte im Sinne des Kreditwesengesetzes, wenn sie sich direkt an die Einwohner in Deutschland richten. Sobald Krypto-Unternehmen den deutschen Markt aktiv und ohne BaFin-Lizenz ins Visier nehmen, werden sie früher oder später Post von der BaFin erhalten –– so wie es auch bereits großen Playern wie Binance etc. ergangen ist.
Waren Sie seitdem mit der Bafin in Kontakt? Wurden die Vorwürfe von der Bafin in der Zwischenzeit näher definiert?
Ja, wir stehen mit der BaFin in Kontakt. Ferner wurde uns seitens der BaFin mitgeteilt, dass die Vorwürfe auf öffentlich zugängliche Informationen fußen. Eine genaue, detaillierte Definition ist jedoch noch ausständig.
Vor kurzem hat Ihr Unternehmen die deutschen Inhalte von der Website cakedefi.com genommen. Warum?
Dieser Schritt wurde unternommen um Vorschriften im Zusammenhang des KWG in Deutschland zu erfüllen und wurde mit unserem Rechtsbeistand abgestimmt. Hiermit folgen wir dem Beispiel der meisten anderen Kryptounernehmen wie Kraken, crypto.com oder Binance.
Die Besucher der Website cakedefi.com werden derzeit neben Englisch in drei weiteren Sprachen angesprochen. Unter anderem auf Italienisch. Wieso wurde Deutsch entfernt, wenn Kunden aus Italien weiter auf Italienisch angesprochen werden können?
Die deutsche Sprache wurde entfernt um den deutschen Vorschriften zu entsprechen. Unsere Maxime ist, stets die besten und sichersten Produkte für unsere Kunden anzubieten. Darunter fällt natürlich auch, dass wir die jeweiligen länderspezifischen Vorschriften einhalten um unseren Kunden eine sichere Plattform zur Verfügung zu stellen.
Cake Defi ist derzeit nicht das einzige Unternehmen, das sich im Krypto- & Blockchain-Bereich vom Ausland aus engagiert, seine Dienstleistungen über das Internet weltweit anbietet – und seine Werbung auch an deutsche Kunden adressiert. Wird man in Zukunft die landesspezifischen Regularien über den Verzicht der Ansprache der Verbraucher in der jeweiligen Landessprache “in den Griff bekommen”?
Solange es keine europaweite Lizenz gibt, wird es immer wieder ähnlich geartete Fälle geben, bei denen Crypto-Unternehmen Schwierigkeiten mit Regulierungsbehörden bekommen werden. Dies hat mit der aktuellen Gesetzeslage zu tun, bei der für jedes Land eine eigene Lizenz benötigt wird. Das ist natürlich nicht nur kosten-, sondern vor allem zeitintensiv. Erst mit der Einführung der MiCA-Lizenz im Jahr 2024 wird sich dies ändern, denn ab dann kann der gesamte europäische Binnenmarkt mit nur einer Lizenz bedient werden.
Wie wichtig ist der deutsche Markt für die weitere Expansion Ihres Unternehmens?
Unsere Wachstumsmärkte liegen aktuell vor allem in Südostasien und in Lateinamerika, wo das allgemeine Krypto-Sentiment besser ist. Darüber hinaus sind wir momentan dabei, eine Krypto-Lizenz in der EU zu beantragen, um auch in den europäischen Märkten die Gewissheit zu geben, dass Cake DeFi eine zuverlässige, vertrauenswürdige und transparente Plattform ist.
Wie steht Cake Defi der Idee gegenüber, für ein Engagement in Deutschland eine offizielle Erlaubnis einzuholen?
Wir sind gerade im Begriff unsere gesamteuropäische Strategie zu prüfen; dies beinhaltet auch den deutschen Markt. Grundsätzlich stehen wir einer reglementierten Branche sehr positiv gegenüber, da dies Sicherheit schafft und sich langfristig mehr Personen für den Kryptobereich interessieren werden.
Herr Hosp, wir danken Ihnen für das Gespräch.